Abschlussbericht Projekt Koloniebildung (1999)
         
         
	    
        
 
             
        
           IV. Skizze zu einer Geschichte der Selbstorganisation der deutsch-türkischen Minderheit von Hannover
           „Türken“ am Welfenhofe zu Hannover
           Die  Anfänge dessen, was man — mit einigen Vorbehalten — „türkische“ Zuwanderung nach Hannover nennen könnte, reichen weit vor den
           Abschluß des deutsch-türkischen Anwerbevertrages vom Oktober 1961 zurück: Tatsächlich reichen sie — bei hinreichend 
           großzügiger Auslegung des Begriffs „türkisch“ — sogar bis ins 17. Jahrhundert zurück. Die Vorbehalte sind deshalb nötig,
           weil es im 17. Jahrhundert weder eine „Türkei“ noch „Türken“ im heutigen Sinne gab. Zwar wurde das Osmanische Reich im deutschen
           Sprachraum schon seit der Zeit des letzten Kreuzzuges „Türkei“ genannt, wie auch all seine muslimischen Einwohner gemeinhin „Türken“
           hießen.[1] Doch machte diese — Einheitlichkeit unterstellende —
           Fremdbezeichnung nur aus mitteleuropäischer Perspektive Sinn, die reale Vielgestaltigkeit der an Sprachen, Hautfarben
           und Kulturen reichen Bevölkerung des Osmanischen Reiches blendete sie völlig aus: Die Bezeichnung „Türken“ galt eben
           unterschiedslos allen Muslimen, die Untertanen des osmanischen Herrscherhauses waren.[2] 
           Praktisch war der Begriff „türkisch“ mit „muslimisch“ identisch[3],
           man sprach vom Islam als „türkischem (Un-)Glauben“[4]
           und von Konvertiten als „gewesenen Türken“.[5]
           Deshalb kann auch in den mehr als ein Dutzend Fällen, in denen Quellen aus der Zeit zwischen 1680 und 1720 die Anwesenheit
           sogenannter „Türken“ in Hannover belegen, nur geschlossen werden, daß es um die Wende zum 18. Jahrhundert eine Reihe von
           Muslimen und vormals osmanische Untertanen nach Norddeutschland verschlug.
           
           Freiwillig kamen sie allerdings nicht, vielmehr wurden sie als Kriegsgefangene — zumeist noch im Kindesalter — 
           von siegreichen Teilnehmern der Habsburger Feldzüge gegen das Osmanische Reich aufgegriffen und in die deutschen 
           Lande verschleppt. Daß es sich hierbei nicht um Einzelfälle, sondern um ein sehr häufiges Schicksal handelt,
           beweisen Hunderte von Kirchbucheintragungen und Grabinschriften aus dem 17. und 18. 
           Jahrhundert.[6]  Auch in Hannover gab es Gräber ehemaliger muslimischer
           Kriegsgefangener, erhalten ist jedoch nur noch eines aus dem Jahr 1691. Es befindet sich auf dem historischen Neustädter
           Gräberfeld in der Nähe des Königsworther Platzes im Zentrum von Hannover. Obwohl sich aus dem spärlichen vorhandenen Material
           nicht rekonstruieren läßt, ob es sich bei dem hier bestatteten Hammet um einen „Türken“ im engeren Sinne 
           gehandelt hat[7]  — also um einen anatolischen Muslim, der einen 
           Turk-Dialekt zur Muttersprache hatte —, nehmen heutige Repräsentanten der deutsch-türkischen Minderheit sein Grab für 
           die türkische Sache in Anspruch. Schon Mitte der 80er Jahren setzte sich der hannoversche Arzt Yetkin Güran für den 
           Erhalt des Grabes ein[8], doch erst ein Jahrzehnt später und nach 
           seiner Übersiedlung nach Hamburg fand Güran die richtigen Bündnispartner: Der Sosyal Demokrat Halk Derneği 
           („Sozialdemokratischer Volksverein“), Hamburg, mobilisierte im Sommer 1997 zu einer Unterschriftenaktion, um dieses 
           Dokument „türkischer Kultur zu retten“.[9] Schließlich mußte auch 
           der türkische Generalkonsul in Hannover sich bewegen: Mit Mitteln des türkischen Verteidigungsministeriums wurden 
           die Restaurierung der historischen Grabsteine in die Wege geleitet.[10]
           Eindeutig ist allerdings nur, daß Hammet und der neben ihm bestattete Hassan[11] bis zu ihrem Tode Muslime geblieben waren, sich also dem sonst herrschenden Zwang zur 
           Konversion zum christlichen Glauben hatten entziehen können. So erhielten sie ein Begräbnis nach islamischen
           Ritus — außerhalb der Mauern des christlichen Friedhofs. Die zeitgenössischen Beschreibungen und ein Foto aus 
           dem Jahre 1914 zeigen das typische Grab eines Muslimen mit Kopf- und Fußstein sowie Ausrichtung nach 
           Mekka.[12] 
 
           
           Wie dem folgenden Reisebericht eines Leipzigers, der Hannover im September 1692 besuchte, 
           zu entnehmen ist, dokumentiert Hammets Grab zugleich auch ein sehr frühes Beispiel „türkischer“, genauer: 
           osmanisch-muslimischer, Selbstorganisation in Hannover: 
           „Ich habe daselbst ein Türkisch Grab gesehen / welches vor der Stadt ausserhalb des 
           Gottes-Ackers nechst an der Mauren stehet. Der darunter liegende Türck ist in seinem Aberglauben dahingefahren / 
           und ihm dieses mahl von seinen Glaubens-Genossen / deren viel aus Morea und Ungarn nach Hanover kommen / 
           gesetzt worden.[13] Mitten liegt ein breiter Stein / 
           und so wohl zu Häupten als Fuß / ist ein hoher Stein auffgerichtet / an deren einem Teutsche / am andren
           Arabische Schrifft eingehauen.“[14] 
           Will man nicht unterstellen, daß Hammet wie auch der nach ihm verstorbene Hassan bereits im 
           Jünglingsalter detaillierte Vorsorge für ihren Todesfall getroffen hatten, so spricht allein schon die
           Plausibilität dafür, daß es die Gruppe ihrer in Hannover lebenden muslimischen Glaubensbrüder übernahm, 
           eine Bestattung nach islamischen Riten zu organisieren und beide Gräber mit Gedenktafeln in deutscher 
           und arabischer Schrift auszustatten.[15]
           Man darf annehmen, daß hierbei insbesondere jener muslimische Kammerdiener aktiv Anteil nahm, der in der 
           Chronik des Kammerschreibers Redecker „Saly“ (Salih?) genannt wurde.[16]
           Saly war „von ansehnlicher Statur“ und im Gegensatz zu den anderen, meist jugendlichen osmanischen 
           Kriegsgefangenen als erwachsener Mann 1683 bei Wien in Gefangenschaft geraten und nach Hannover gekommen. 
           Ihm oblag die Zubereitung von Kaffee, Tee und Kakao am Welfen-Hofe. Laut Redecker blieb er „bey seinem
           Unglauben“ und durfte 1695 sogar — vom Kurfürst mit 300 Talern Reisegeld 
           versehen[17] — „zu seinen ungläubigen Landsleuten“ 
           zurückkehren.[18]
           Die allermeisten Kriegsgefangenen wurden jedoch einer christlichen Taufe unterzogen. Sog. „Türkentaufen“ 
           fanden in den Jahren um 1690 in großer Zahl statt und wurden als regelrechte Volksfeste mit bis zu tausend
           Gästen veranstaltet.[19] Als Taufpaten traten 
           regelmäßig Mitglieder des Adels auf, welche zumeist auch Dienstherren der Betreffenden waren. Da die Verfügung
           über fremdländische Lakaien im ausgehenden 17. Jahrhundert zu den Standards einer prunkvollen Hofhaltung 
           gehörte, warben die Welfen, aber auch andere Adelshäuser[20] 
           in und um Hannover aktiv solche „Beute-Türken“ ein.[21]
           Zeitweilig müssen zwischen zehn und zwanzig Osmanen — Männer wie Frauen — in Hannover gelebt haben, was 
           frühere Autoren dazu brachte, von einer „türkischen Kolonie in Hannover“ zu 
           sprechen.[22] Zwar kann man angesichts der gewaltsamen, 
           unfreiwilligen Entstehungsgeschichte dieser „Kolonie“ wohl kaum von einer „Einwanderung“ sprechen, auch 
           hat die forcierte Assimilierung durch Taufe, Dienstzwänge und meist von den Herrschaften arrangierte
           Heiraten mit (christlichen) Einheimischen kaum Spielräume für „kulturelle 
           Zwischenwelten“[23]  gelassen — gleichwohl hat diese 
           Episode in Hannover nicht nur auf dem Neustädter Friedhof bedeutsame Spuren hinterlassen.
           Derer von Königtreu — Migranten der 2. Generation?
           Die markantesten Spuren hängen mit dem Aufstieg des „gewesenen Türken“ und „kurhannoverschen 
           Hofmanns“[24] Ludwig Maximilian Mehmet 
           von Königtreu zusammen, ein Zeitgenosse Leibniz', dessen Karriere von der regionalen Presse 
           wegen ihrer Kuriosität seit dem 19. Jahrhundert bis heute immer wieder gerne aufgegriffen 
           wurde.[25] Calenbergische Truppen hatten 
           Mehmet zusammen mit anderen osmanischen Kindern als Kriegsbeute von einem Einsatz unter 
           venezianischen Oberkommando mit nach Hannover gebracht. Mehmet kam in die Dienste des Welfenprinzen 
           Georg Ludwig, wurde christlich erzogen und als „Ludwig Maximilian Mehmet“ getauft. Er stieg zu 
           Georgs Erstem Kammerdiener auf und ging mit diesem nach London, als 1714 die britische Krone 
           an die Welfen fiel.[26] 1716 bewirkte 
           sein Herr, nunmehr King George I, bei Kaiser Karl VI. die Erhebung Mehmets in den Adelsstand, 
           er erhielt mit dem Adelsbrief den erblichen Familiennamen „Mehmet von 
           Königtreu“.[27]
           Bereits 1706 heiratete er in die reiche hannoversche Ratsfamilie Wedekind ein. Ludwig
           Maximilian Mehmet hatte somit den Aufstieg in die Elite des damaligen Kurfürstentums 
           geschafft. Auch nach seinem Tod 1726 konnten seine Witwe und seine drei Kinder sich eine 
           sozial wie wirtschaftlich gehobene Lebensführung leisten. Sohn Georg Ludwig beispielsweise 
           — nach heutiger Diktion ein „Migrant zweiter Generation“ — studierte und promovierte 1737 
           an der Universität Göttingen[28],
           schlug später die Offizierslaufbahn ein und avancierte bis zu seinem frühen Tode im Alter 
           von 32 Jahren zum Rittmeister (i.e.: Hauptmann).[29]
           Diesem Sproß der Familie Mehmet von Königtreu verdankt Hannover eine bedeutende Neuerung, 
           denn Georg Ludwig brachte das Freimaurertum mit samt seines humanistischen Gedankenguts nach Hannover. 
           Am 29. Januar 1746 gründete er gemeinsam mit seinem älteren Bruder und sechs weiteren 
           Honoratioren die erste Freimaurerloge der Stadt, deren Vorsitz als „Meister vom Stuhl“ er 
           selbst bis Ende 1747 führte.[30]
           Wenn man bedenkt, daß aus dieser Loge u.a. eine Persönlichkeit wie der spätere preußische 
           Staatskanzler Karl August von Hardenberg hervorging, dessen Name für die sog. „Judenemanzipation“
           und die Abschaffung bäuerlicher Frondienste in Preußen steht, so hat Georg Ludwig Mehmet 
           keine unbedeutendes Erbe hinterlassen.
           Für all die anderen ehemaligen Kriegsgefangenen aus dem Osmanischen Reich in Hannover gilt jedoch, 
           daß sich ihre Spuren spätestens in der Enkelgeneration verlieren. Einzig in der gemeinhin üblichen
           Benennung der Grabstätten Hammets und Hassans als „Türkengräber“ wurde die Erinnerung daran aufgehoben, 
           daß osmanische Muslime bereits vor Jahrhunderten in Hannover lebten (und starben). Selbst wenn späterhin 
           Osmanen in der Stadt lebten[31], was aufgrund der 
           in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts intensivierten Beziehungen Preußens zum Osmanischen Reich möglich
           war[32], so haben sie nie wieder solche Beachtung 
           gefunden wie zu Zeiten des Kurfürsten Ernst August. Die Einwohnerstatistik der Stadt — die Statistischen
           Viertelberichte für Hannover erscheinen seit 1896 — wies bis in die 50er Jahre hinein weder Türken, 
           noch Osmanen, noch Muslime aus.[33] Doch beweisen 
           Matrikelbücher der Technischen Hochschule, daß es mindestens ab den 30er Jahren dieses Jahrhunderts türkische
           Studenten in Hannover gegeben hat. Allerdings überstieg ihre Zahl kaum je ein halbes Dutzend pro Jahr, mit 
           dem Ende des Zweiten Weltkriegs (und der Zerstörung der Hochschule) sank ihre Zahl schließlich auf 
           Null.[34]
           
           
           
           
           
           
	  
           
        
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 	   Hinweis des Autors
	   Der vorliegende Text wurde 1999 als Abschlussbericht des Projekts „Gemeindestrukturbildung und ethnisches/religiöses
           Protestpotential bei türkischstämmigen Migrantinnen und Migranten in Niedersachsen“ an die Förderinstitution fertigestellt 
	   und seither nicht publiziert. Die hier vorliegende Onlinefassung von 2020 stellt somit die Erstveröffentlichung dar. 
	   Das Copyright liegt beim Autor.
           
           
       	   Fußnoten
           
           Siehe: o.V. „Stichwort: Türke“ in: Arbeitsstelle des Deutschen Wörterbuches zu Berlin Deutsches
                  Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Elfter Band I.Abteilung II.Teil Treib-Tz Leipzig 1952 Sp.1848-1854
           
           
           Dem entsprach die gleichermaßen undifferenzierte osmanische Wahrnehmung aller Europäer als „Franken“. Noch 
                  heute gibt es in der neutürkischen Sprache den Begriff „alafranga“, der „nach europäischer Art“ (alafranga müsiki: europäische 
                  Musik) bedeutet. Siehe: Steuerwald, Karl Türkisch-Deutsches Wörterbuch. Türkçe-Almanca Sözlük Wiesbaden 1972 S.27 
                  (rechte Spalte)
           
           
           „b) von der christlich bestimmten sicht des abendlandes her wird der Türke nicht so sehr als vertreter eines 
                  fremden volkes denn als prototyp des das Christentum aufs schwerste gefährdenden Islam, als Moslem gesehen [...]“ (ebenda Sp.1850)
           
           
           In der handschriftlichen Chronik des Kammerschreibers Redecker heißt es z.B.: „auch war um diese Zeit ein Türke, 
                  welcher gefangen, in Hannover, nahmens Hassan, der auch im Türkischen Unglauben blieb und circa An: 1691 
                  starb.“ (Redecker, Johann Heinrich Historische Collectanea von der Königlichen und Churfürstlichen Residentz-Stadt Hannover 
                  / auch umher liegenden uralten Grafschaften Lauenrode, Wunsdorff und Burgwedel / 8. Julii, An. 1723 angefangen von dem Cammer 
                  Schreiber Redecker Hannover 1764 (Manuskript im Stadtarchiv Hannover) S.712; Hervorhebung durch Fettsatz:
                  G.M.B.)
           
           
           Klamroth fand folgende Eintragungen vom Ende des 17. Jahrhunderts in einem Kirchbuch in Celle: „1697: den 11. 
                  Januarii ward in der Schloßkirchen ein Türke von 33 Jahren getauft und genannt Heinrich.“ „1697: den 14. Febr. war Heinrich 
                  Diwan, gewesener Türk, mit Anna Ilse Krons, sel. Heinrich Krons hinterlassenen eheleiblichen Tochter, in 
                  der Schloßkirchen zum ersten und andren Mahl öffendlich angekündiget und alsbald darauf getrauet.“ (Klamroth, Kurt „Beimischung 
                  türkischen Blutes in deutschen Familien“ in: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete Görlitz 1938 
                  (Jg.15 Heft 2 und 3) S.33-36 und S.75-80; hier: S.78 (Hervorhebung durch Fettsatz: G.M.B.))
           
           
           Heller, Hartmut „Muslime in deutscher Erde: Frühe Grabstätten des 14. bis 18. Jahrhunderts“ in: Höpp, Gerhard; 
                  Jonker, Gerdien (Hg.) In fremder Erde. Zur Geschichte und Gegenwart der islamischen Bestattung in Deutschland
                  Berlin 1996 S.45-62 (Zentrum Moderner Orient, Arbeitshefte Bd.11) 
           
           
           Die Darstellung bei Lemmen, der eindeutig vom „Grab eines Türken“ spricht, ist daher falsch. (Lemmen, Thomas 
                  Islamische Bestattungen in Deutschland. Eine Handreichung Altenberge 1996 (Handreichung Bd.5) S.24)
           
           
           Güran lieferte bereits 1985 der türkischen Zeitung Tercüman das historische Material für eine 
                  großformatige vierteilige Serie über „Die ersten Türken in Hannover“: Atak, Mehmet „Hannover'deki ilk Türkler 1-4“ in: 
                  Tercüman Neu-Isenburg 1985 (Ausgaben vom 1.7.-4.7.); siehe auch: ev „Moslems wollen ramponierte Gräber 
                  restaurieren“ in: Hannoversche Allgemeine Zeitung Hannover 1989 (Jg.41 Ausgabe vom 6.5.) S.15
           
           
           Zafer Özpolat zitiert den Vorsitzenden des Vereins in der Zeitung Sabah mit den Worten: »Türk 
                  kültürünün korunması yolunda hami kesilenlerin bugün sessiz kalmasına bir anlam veremiyorum.« (Özpolat, Zafer „Osmanlı 
                  mezarı için kampanya“ in: Sabah Neu-Isenburg 1997 (Ausgabe vom ??) S.18)
           
           
           „Nun hat das türkische Verteidigungsministerium 6500 Mark für die Restaurierung der Grabmäler lockergemacht 
                  — schließlich handelte es sich bei den Verstorbenen um Ex-Soldaten von Sultan Mahomet IV.“ (mk „Kur für Türken-Grabmale“ 
                  in: Neue Presse Hannover 1997 (Jg.52 Ausgabe vom 29.10.) S.7); siehe auch: Işık, Turan „Tarihi mezarlar restore 
                  edilecek“ in: Hürriyet Neu-Isenburg 1997 (Ausgabe vom 30.10.) S.13
           
           
           Über diesen Hassan weiß man nicht viel mehr als bereits in 
Fußnote 4 zitiert wurde. 
                  Beide Steine seines Grabes sind heute verschwunden. Der größere Kopfstein war schon vor 1914 verloren gegangen (siehe
                  die Abbildung 31 in: Magistrat der Stadt Hannover (Hg.) 
Von alten Friedhöfen der Stadt Hannover Hannover 1914), 
                  der Fußstein jedoch ist nach Mitteilung des Stadtarchivars Zimmermann erst nach dem Zweiten Weltkrieg abhanden gekommen. 
                  (Siehe: Zimmermann, Helmut „Die Türkengräber auf dem Neustädter St. Andreas-Friedhof“ in: 
Hannoversche Geschichtsblätter 
                  N.F. Hannover 1958 (Jg.11) S.190-192; hier: S.191) Ob Hassan allerdings wirklich 1691 verstarb, wie Redecker annimmt, 
                  ist jedoch ungeklärt, weil in einem Reisebericht vom Oktober 1692 nur von einem Grab die Rede ist. Siehe das 
                  
Zitat weiter oben im Text.
           
 
           
           „In diesem 1691. Jahr starb der Türke Hammet, welcher der Hertzoginne Laquayen-Dienste 
                  gethan; Er ward bey dem vor der Stadt liegendem Neustädter Kirchhofe, außen an deßen Mauer, auf der Seite nach
                  dem Schützen-Plan hin gegraben, das Grab ist mit vier Steinen, eine Elle hoch über der Erde eingefaßet, selbige 
                  mit Erde gefüllet, und an den beyden Enden wurden zweene etwas höhere Steine, einer mit türkischer, der ander 
                  mit deutscher, schlecht gefaßeter Schrift, in Lateinischen Buchstaben, so neben dem Zierrath erhöhet gehauen, 
                  gesetzet [...]“ (Redecker 
Historische Collectanea von der Königlichen und Churfürstlichen Residentz-Stadt 
                  Hannover S.728); das Foto findet sich in: Magistrat der Stadt Hannover (Hg.) 
Von alten Friedhöfen der 
                  Stadt Hannover Abb.31
                  
            
          
           
        
           
           Dieser Satz wurde immer wieder fälschlich als Teil von Hammets Grabinschrift zitiert, was auf eine 
                  höchst mißverständliche Fußnote in Rosenbuschs „Geschichte Hannovers“ (und das Fehlen jedweder Quellenangabe in 
                  diesem Werk) zurückgeht. Man verfolge das allmähliche ‚Zusammenwachsen‘ des zunächst separaten Tentzel-Textes 
                  mit der Inschrift nach Redecker im Laufe nachstehender Zitierkette: Hartmann, R. [Psydonym für: Wilhelm Rosenbusch] 
                  Geschichte Hannovers von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Mit besonderer Rücksichtnahme auf die 
                  Entwicklung der Residenzstadt Hannover Hannover 18862 S.261 Fußnote; Klamroth, Kurt „Beimischung 
                  türkischen Blutes in deutschen Familien“ in: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete
                  Görlitz 1938 (Jg.15 Heft 2) S.33-36; hier: S.36; Spies, Otto „Türkische Kriegsgefangene in Deutschland nach 
                  den Türkenkriegen“ in: Gräf, Erwin (Hg.) Festschrift Werner Caskel zum siebzigsten Geburtstag 5. März 1966
                  gewidmet von Freunden und Schülern Leiden 1968 S.316-335; hier: S.328; Abdullah, Muhammad Salim Geschichte
                  des Islam in Deutschland Graz [u.a.] 1981 (Islam und westliche Welt, Bd.5) S.19f
           
           
           Der Reisende mit dem Pseudonym „Antonio“ gehörte zum Freundeskreis des Herausgebers Wilhelm Ernst 
                  Tentzel (†1707). Zitiert nach: Monatliche Unterredungen einiger guten Freunde von allerhand Büchern und
                  andern annemlichen Geschichten. Allen Liebhabern der Curiositäten zur Ergetzligkeit und Nachsinnen herausgegeben
                  Leipzig 1692 (Jg.4 Heft Oktober) S.815
           
           
           Redeckers Handschrift liefert auch ein Zeichnung mit der arabischen Grabinschrift 
                  des Hammet-Grabes, diese ist bislang aber noch nicht entziffert. (Redecker Historische Collectanea 
                  von der Königlichen und Churfürstlichen Residentz-Stadt Hannover S.728)
           
           
           „Bei dem Entsatze der Stadt selbst ward ein Türke von ansehnlicher Statur, Saly 
                  benahmt, gefangen und dem Hertzog geschenket; selbiger wartete als Cammerdiener nur damit auf, 
                  daß er für den Hertzog Kaffeh und Schokelate kochte. Er blieb auch bey seinem Unglauben, begab 
                  sich im Jahr 1695 wieder in die Türkey, wozu der Hertzog ihm 	Geschenk und Vorschub thun ließ.“ 
                  (Redecker Historische Collectanea von der Königlichen und Churfürstlichen Residentz-Stadt 
                  Hannover S.713)
           
           
           Die Summe entsprach ungefähr dem Dreifachen eines Jahresgehaltes eine mittleren 
                  Hofbediensteten, eine Waschmagd erhielt gerade 13 Taler im Jahr.
           
           
           Redecker Historische Collectanea von der Königlichen und Churfürstlichen
            	  Residentz-Stadt Hannover S.739
           
           
           Heller hat bislang nicht weniger als 500 Fälle dokumentiert. Siehe: Heller, 
                  Hartmut „Einbürgerung von Türken vor 300 Jahren. Archivmaterial aus Franken“ in: kea.
                  Zeitschrift für Kulturwissenschaft Nürnberg 1990 (Jg.1 Heft 1) S.69-85
           
           
           Am Hof des Hannoverschen Premierministers Graf von Platen und Hallermünde gab es 
                  beispielsweise eine muslimische Waschmagd von schwarzer Hautfarbe („eine geborne im Türkischen Glauben
                  erzogene Mohrin“), die 1696 in der Schloßkirche getauft wurde. Siehe: Redecker Historische 
                  Collectanea von der Königlichen und Churfürstlichen Residentz-Stadt Hannover S.741
           
           
           „Es war Mode geworden, junge Türken in Samt und Seide zu kleiden und um sich zu 
                  haben.“ (Spies „Türkische Kriegsgefangene in Deutschland nach den Türkenkriegen“ S.322)
                  
            
	  
           
        
           
           pewe „Die Türkenkolonie in Hannover gegen Ende des 17. Jahrhunderts” in: Wahrheit
                  und Recht. Unabhängige Wochenzeitschrift für das deutsche Volk Hannover 1935 (Jg.9 Nr.27 vom 6.7.) 
                  S.3 Sp.3 und S.4 Sp.1
           
           
           Eine Formulierung, die auf Hettlage/Hettlage-Varjas zurückgeht: Hettlage, Robert; 
                  Hettlage-Varjas, Andrea „Kulturelle Zwischenwelten. Fremdarbeiter — eine Ethnie?“ in: Schweizerische
                  Zeitschrift für Soziologie Genf 1984 (Jg.10 Heft 2) S.357-403
           
           
           Reden, Henning von „Ein Türke als kurhannoverscher Hofmann“ in: Der Sachsenspiegel 
                  — Blätter für Geschichte und Heimatpflege (Beilage der Celleschen Zeitung) Celle 1950 (Nr.8 vom 
                  29.7.1950) 
           
           
           Voigts, Friedrich „Die Familie Mehmet von Königstreu“ in: Archiv des historischen 
                  Vereins für Niedersachsen N.F. Hannover 1845 S.344-353; o.V. „Mehemed von Königstreu“ in:
                  Hannoverscher Anzeiger 1900 (Jg.8 Ausgabe vom 17.5.) 1. Beilage S.1 Sp.3; Reden „Ein Türke 
                  als kurhannoverscher Hofmann“; Zimmermann, Helmut „Bassa-Enkel starb in Armut. Hannoversche Grabsteine 
                  erzählen (4)“ in: Hannoversche Allgemeine Zeitung Hannover 1969 (Jg.21 Ausgabe vom 27.11.); 
                  Plumhoff, Fritz „Als Mehmet geadelt wurde“ in: Hannoversche Allgemeine Zeitung Hannover 1982 
                  (Jg.34 Ausgabe vom 26./27.6.) S.2 (Wochenend-Beilage); Jäckel, Christine „Aus dem jungen Moslem wurde 
                  der Vertraute des Königs. Die ersten Türken kamen vor 300 Jahren als Kriegsbeute nach Hannover“ in: 
                  Hannoversche Allgemeine Zeitung Hannover 1984 (Jg.36 Ausgabe vom 21./22.4.) S.15
           
           
           Redecker vermerkt in der Auflistung des begleitenden Hofstaates beim Auszug
                  Georg I. nach London unter der Rubrik „Cammerbediente“ außer „Cammerdiener Ludwig Maximilian 
                  Mehemet“ noch „Cammerdiener Ernst August Mustapha de Misitri“ — ebenfalls ein christlich 
                  getaufter, ehemals muslimischer Kriegsgefangener. Siehe: Redecker Historische Collectanea 
                  von der Königlichen und Churfürstlichen Residentz-Stadt Hannover S.793
           
           
           Eine Reproduktion des Titelblattes des Adelsbriefes findet sich in: Rohr, Alheidis 
                  von „Louise Lehzen. Queen Victorias hannoversche Gouvernante“ in: Hannoversche Geschichtsblätter 
                  N.F. Hannover 1992 (Jg.46) S.187-198; hier: S.194; für den Text des Adelsbriefes siehe den 
                  Abdruck: „Reichsadelsbrief für Ludwig Maximilian Mehmet von Königstreu vom 20.5.1716“ in: Ewig,
                  Wolfgang Porträtbilder des Ludwig Maximilian Mehmet von Königstreu und seiner Nachkommen
                  im Kloster Barsinghausen Hannover 1993 S.53-61
           
           
           Georg Ludwig Mehmet von Königtreu immatrikulierte sich 1735 an der gerade erst im 
                  Vorjahr eröffneten Göttinger Universität, sein Name findet sich unter der Nummer 351 im Göttinger 
                  Matrikelbuch. (Selle, Götz von (Hg.) Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen 1734-1837
                  Hildesheim [u.a.] 1937 S.9) Ein Exemplar seiner in Lateinisch abgefaßten Dissertation ist in der 
                  Landesbibliothek Hannover vorhanden. (Mehmet von Königtreu, Georg Ludwig Iurisprudentia publica 
                  circa titulos officii Imperatoris augustissimi Dissertation Universität Göttingen 1737 
                  (Disputation am 10.9.1737) Signatur: Gd-A 7225)
           
	  
           
        
           
           Für weitere Angaben über die Familie Mehmet von Königtreu siehe: Voigts „Die 
                  Familie Mehmet von Königstreu“
           
           
           In den Räumen dieser Loge, die noch heute unter dem Namen „Friedrich vom weissen Pferde“ 
                  existiert, findet sich ein Portrait des Gründers. Zur Gründungsgeschichte siehe: Voigts, Friedrich
                  Geschichte der gerechten und vollkommenen Freimauererloge Friedrich zum weissen Pferde im Orient 
                  von Hannover. In Anlass ihrer Säkularfeier anhand der Acten der Loge zusammengestellt Hannover 1846
           
           
           Im Wintersemester 1880/81 waren die Brüder Isace und Josue Eskenazi aus Istanbul als 
                  Medizinstudenten an der Technischen Hochschule Hannover immatrikuliert. (Technische Hochschule 
                  Hannover Beschreibung der Jubelfeier des fünfzigjährigen Bestehens der Königlichen Technischen 
                  Hochschule zu Hannover im Juni 1881 nebst einem Namens-Verzeichniß ehemaliger Studirender der 
                  Hochschule sowie der Hörer des Studienjahres 1880/81 Hannover 1881 S.58) Da dieses Verzeichnis 
                  nur jene Ehemaligen aufführt, deren Verbleib und Werdegang der Hochschule bekannt geworden war, 
                  was nur bei circa 40 Prozent der Fall war, bleibt die tatsächliche Anzahl osmanischer Studenten 
                  in der Zeit von 1831-1881 offen.
           
           
           Die Preußische Hochschulstatistik z.B. weist ab 1886 einige Dutzend osmanische Studenten 
                  aus, die Gesamtzahl von unter 50 Personen auf Gesamtpreußen verstreut war allerdings verschwindend gering 
                  (1886: 33, 1899: 25, 1911: 44). Siehe Tabelle 2 in: Ehling, Manfred Als Ausländer an deutschen 
                  Hochschulen. Das Studium von Ausländern in der Bundesrepublik — historische, theoretische und soziale 
                  Aspekte Darmstadt 1987 (zugleich: Dissertation Universität Bochum 1985)	S.17
           
           
           Die erste Nennung türkischer Staatsbürger in Hannover, die die Statistische Stelle der 
                  Stadt registriert hat, fällt in das Jahr 1953, damals lebten 26 Türken in Hannover.
           
           
           Während der 30er Jahre war es den Hochschulen auferlegt worden, für Ausländer ein separates 
                  Matrikelbuch („Ausländerstammbuch“) zu führen. Interessanterweise wurde dieses nationalsozialistische
                  Instrument an der TH Hannover noch bis 1963 weiter benutzt, erst danach wurde wieder ein gemeinsames 
                  Matrikelbuch für alle Studierenden eingeführt. Nach diesem „Ausländerstammbuch“ läßt sich rekonstruieren, 
                  daß von 1933 bis 1945 insgesamt 26 Studenten mit Geburtsort in der Türkei an der TH eingeschrieben waren.
           
	  
	
         
	    
	    Letzte Aktualisierung: 2020-04-18